Vergleich von 0W-20 Motorölen
- 10.05.2019
- Autor ATO24 Team (Blogautor)
ATO24 Ölanalyse – 0W-20 Motoröle mit VW 508 00 / 509 00 Freigabe
Der Trend in der Automobilbranche geht heutzutage in Richtung effizienter und vor allem verbrauchsarmer Motoren. Konsequenterweise hat diese Entwicklung Auswirkungen auf die Motorenöle, denn hier geht der Trend dementsprechend klar Richtung niedrigviskoser 0W-30 und 0W-20 Motorölen, die einen geringeren Kraftstoffverbrauch im Vergleich zu herkömmlichen 5W-30 oder 10W-40 Motorölen aufweisen.
Unterstrichen wird diese Entwicklung unter anderem durch die aktuelle VW 508 00 / 509 00 Freigabe mit der Viskositätsklasse 0W-20 und LongLife IV Eigenschaft - genau um diese 0W-20 Motoröle geht es in unserer neusten ATO24 Ölanalyse.
VW 508 00 / 509 00 Freigabe
Die aktuelle VW Norm 508 00 für Benzinmotoren und VW 509 00 für Dieselmotoren wurde speziell für die neuen verbrauchsoptimierten Motoren der VW-Gruppe entwickelt. Motorenöle mit der VW 508 00 / 509 00 Freigabe setzen dabei ausschließlich auf die Viskositätsklasse 0W-20, wodurch der Verschleiß deutlich reduziert werden kann. Die niedrige Viskosität in Verbindung mit einer stark abgesenkten HTHS-Viskosität (≥ 2,6 mPas für xw-20) und der geringen Reibung ermöglichen einen geringeren Kraftstoffverbrauch um bis zu 4 % im Vergleich zu herkömmlichen 5W-30 Ölen.
Durch eine bläuliche Färbung werden Motoröle mit der VW 508 00 / 509 00 Freigabe übergreifend auch als "VW Blue Oil" bezeichnet. Durch diese besondere Färbung soll ein versehentliches Mischen mit anderen Motorölen verhindert werden.
Obwohl als VW Blue Oil bezeichnet, wird die Farbe des Motoröls jedoch eher als grün und nicht als blau beschrieben - in diesem Zusammenhang also bitte nicht wundern!
Weitere Informationen zu der aktuellen VW 508 00 / 509 00 Freigabe findet Ihr in unserem Blogartikel: Longlife IV und die VW 508 00 / 509 00 Freigaben
0W-20 Ölanalyse - Die Testverfahren
Wie schon bei unserer ATO24 0W-30 Ölanalyse haben wir auch dieses Mal ein nach DAkkS akkreditiertes deutsches Labor damit beauftragt, verschiedene 0W-20 Öle mit der VW 508 00 / 509 00 Freigabe bzw. Empfehlung für uns zu testen.
Obwohl die hier getesteten Öle allesamt die gleiche VW Freigabe erfüllen und auch die gleiche Viskositätsklasse aufweisen, stellt sich die Frage, ob es dennoch Unterschiede zwischen den einzelnen Motorölen gibt. Um also eine bessere Vergleichbarkeit der Öle zu schaffen, haben wir folgende Punkte analysieren lassen:
▶ Viskosität bei 40 °C und 100 °C
Anhand der Ergebnisse lässt sich im Anschluss eine genauere Aussage über die Unterschiede, Stärken wie auch Schwächen der Motoröle treffen.
Die getesteten Motoröle
Zu den getesteten Motorölen gehören neben dem Original VW G052577 Longlife IV 0W-20 auch Motoröle namhafter Hersteller wie das Shell Helix Ultra Professional AV-L 0W-20, das Castrol Edge Professional LL-IV FE 0W-20, das Mobil 1 ESP x2 0W-20 sowie das Ravenol VSE 0W-20.
Im Folgenden ein Überblick der getesteten Motorenöle:
Aral Super Tronic LL IV FE 0W-20:
Freigabe: VW 508 00, VW 509 00
Castrol Edge Professional LL-IV FE 0W-20:
Freigabe: VW 508 00, VW 509 00, Porsche C20
Fuchs Titan GT1 Longlife IV 0W-20:
Spezifikation: ACEA C5
Freigabe: VW 508 00, VW 509 00, Porsche C20
Mobil 1 ESP x2 0W-20:
Spezifikation: ACEA A1 / B1 / C5, API SN / SL
Freigabe: VW 508 00, VW 509 00, Porsche C20, MB 229.71, Jaguar Land Rover STJLR.51.5122
Motul Specific 508 00 509 00 0W-20:
Spezifikation: ACEA A1 / B1
Freigabe: VW 508 00, VW 509 00, Porsche C20
Shell Helix Ultra Professional AV-L 0W-20:
Spezifikation: ACEA C5
Freigabe: VW 508 00, VW 509 00, Porsche C20
Total Quartz Ineo Long Life 0W-20:
Spezifikation: ACEA C5
Freigabe: VW 508 00, VW 509 00, Porsche C20
VW G052577 Longlife IV 0W-20:
OEM Nummer: G052577
Freigabe: VW 508 00, VW 509 00
Testergebnisse der 0W-20 Motoröle
Die Testergebnisse werden in den folgenden Balkendiagrammen dargestellt. Alle Testergebnisse haben wir darüber hinaus in einer PDF Datei zusammengefügt, die Ihr unter folgendem Link wiederfindet:
Wer sich für eine genauere Definition der einzelnen Testverfahren interessiert, dem sei unsere erste Ölanalyse ans Herz gelegt. Hier geht es zur ATO24 Ölanalyse: Vergleich von 0W-30 Motorölen
Viskosität bei 40 °C und 100 °C
Der Viskositätsgrad eines Öles nimmt bei abnehmenden Temperaturen zu und bei ansteigenden Temperaturen ab – das Öl wird also dünnflüssiger. Um die Viskositätsveränderungen zu messen, wird die Viskosität bei 40 und bei 100 °C untersucht.
Das Ergebnis wird als kinematische Viskosität bezeichnet und in mm²/s ausgegeben.
Umso höher die Ergebniswerte ausfallen, umso konstanter bleibt die Viskosität bei hohen Temperaturen und ermöglicht somit eine konstante Schmierung trotz steigender Temperaturen.
Viskositätsindex (VI)
Der Viskositäsindex (kurz: VI) ergibt sich aus der Untersuchung der Viskosität bei 40 °C und 100 °C und wird in natürlichen Zahlen dargestellt.
Je höher der Viskositätsindex eines Motoröls, desto geringer ist die Veränderung der Ausgangsviskosität bei hohen Temperaturen – Das Motoröl hat demnach eine höhere Viskositätsstabilität.
High Temperature High Shear (HTHS)
Die High Temperature High Shear Viscosity (kurz: HTHS) beschreibt die dynamische Viskosität bei 150 °C und unter Einfluss hoher Scherkräfte – vereinfacht gesagt die Viskosität bei hohen Temperaturen und hohen Schergeschwindigkeiten (hoher Drehzahlbereich).
Der HTHS-Wert wird in Millipascalsekunden (mPas) wiedergegeben. Ein höherer Wert verweist dabei auf einen dickeren Ölfilm bei hohen Temperaturen – also einem höheren Schutz vor Abnutzungen bei hohen Temperaturen und Scherkräften.
Ein niedriger HTHS Wert wirkt sich aufgrund der geringeren inneren Reibung dagegen positiv auf den Kraftstoffverbrauch und den Abgasausstoß bei geringeren Temperaturen und Scherkräften aus.
Total Base Number (TBN)
Die Total Base Number (kurz: TBN) beschreibt die Gesamtbasenzahl, der TBN-Wert gibt die alkalische Reserve im Motoröl wieder und wird in mgKOH/g dargestellt.
Aufgabe der alkalischen Reserve ist es, die schädlichen Säuren, die durch die Verbrennung schwefehaltigen Kraftstoffs entstehen und zu Korrosion im Motor führen, zu neutralisieren.
Umso höher die mgKOH/g im Motoröl, umso länger kann das Motoröl den Motor vor der negativen Wirkung von schädlichen Säuren schützen.
Sulfatasche
Der Gehalt an Sulfatasche ist das Ergebnis aus der Verbrennung von Motoröl. Während des Motorbetriebs entstehen metallische Abriebe, die vom Motoröl aufgenommen werden. Weitere Verunreinigungen wie etwa Staub können ebenfalls in das Motoröl gelangen.
Beim Labortest wird das Motoröl ausgeglüht und das Gewicht der Sulfatasche (in Form von übrig gebliebenen Metalloxiden und Verunreinigungen) gemessen. Dargestellt wird die Sulfatasche in Dezimalzahlen.
Ein hoher Anteil an Sulfatasche erhöht das Risiko der Verstopfung der feinen Poren der Dieselpartikelfilter oder der Lamellen des Katalysators. Ein geringer Gehalt an Sulfatasche ist demnach besser für die Lebensdauer des Dieselpartikelfilters, verringert jedoch die Lebensdauer des Motoröls aufgrund geringerer alkalischer Reserven (siehe TBN).
Cold Cranking Simulator (CCS) - 35 °C
Durch den CCS Cold Cranking Simulator wird die Kälteviskosität bestimmt – ein Kennwert, der die Kälteviskosität an Reibungspunkten angibt (Zylinder-Kolbengruppe, Radlager etc.)
Mit Hilfe dieser Methode wird die dynamische Viskosität (Zähflüssigkeit) des Öles bei einem Kaltstart (der Motor wird bei niedrigen Temperaturen gestartet) simuliert. Die Kälteviskosität wird in Millipascalsekunden (mPas) gemessen.
Um die Ergebnisse aus dem CCS richtig deuten zu können, bedarf es immer einer Angabe dazu, unter welchen Temperaturen der Test durchgeführt wurde. Bei dieser Ölanalyse wurde bis zu einer Temperatur von -35°C gemessen.
Ein geringerer Wert impliziert eine geringere Zunahme des Viskositätsgrades bei kalten Temperaturen.
Mini Rotary Viskosimeter (MRV) -40 °C
Bei dem Mini Rotary Viskosimeter handelt es sich um ein Gerät, mit dessen Hilfe die Pumpbarkeit eines Motoröls bei niedrigen Temperaturen und einem definierten Temperaturprofil gemessen wird. Das Ergebnis spiegelt sich in Millipascalsekunden (mPas) wieder und bezieht sich hier auf eine Temperatur von -40°C.
Umso geringer die mPas dieses Testverfahrens, umso leichter und somit schneller ist das Motoröl pumpbar und kann den Motor bei niedrigen Temperaturen schmieren.
Verdampfung nach NOACK 250 °C
Die Verdampfung nach NOACK bei 250°C untersucht den Verdampfungsverlust des Motoröls. Die Motoröle werden beim NOACK-Test auf eine Temperatur von 250°C erhitzt und einem konstanten Luftstrom ausgesetzt. Unter diesen Bedingungen wird gemessen, welcher Prozentanteil des Öls innerhalb von einem Zeitintervall von 60 Minuten verdampft.
Umso höher der Prozentanteil, umso höher ist die Verdampfung und somit die Verdunstung des Motoröls.
Pour Point
Der Pour Point, gemessen in -°C, gibt die Temperatur an, bei der das Öl gerade noch fließt. Der Pour Point ist dabei nicht mit dem Stockpunkt gleichzusetzen, denn der Stockpunkt beschreibt wann das Öl beginnt zu stocken.
Beim Pour Point spielt die Viskosität eine wichtige Rolle, denn ein 10W-40 oder auch ein 0W-20 Öl müssen bei -25 °C eine vorgeschriebene Fließfähigkeit aufweisen.
Liegt ein hoher Pour Point vor, dann bedarf es niedrigerer Temperaturen bis das Öl nicht mehr fließfähig ist.
Flammpunkt
Beim Flammpunkt wird die Temperatur gemessen, bei der sich die entstehenden Dämpfe in Kombination mit Luft entzünden würden. Dieser Wer ist unter anderem für den Transport bzw. Lagerung des Motoröls relevant.
Umso höher der Viskositätsgrad, umso höher liegt in der Regel der Flammpunkt des Motoröls.
Ergebnisse der Ölanalyse
Alle Ergebnisse, die bisher in den Tabellen genauer betrachtet wurde, haben wir nochmals zur Übersicht in der folgenden Grafik gegenübergestellt: